Irritierte, trockene, juckende und entzündete Haut würde jedem zu schaffen machen, ganz besonders jedoch kleinen Kindern und Babys. Sie verstehen die Ursachen des Unwohlseins nicht, können es schwer äußern und noch weniger selbst etwas daran tun. Weinen, Kratzen und Unruhe sind die einzigen Möglichkeiten, Linderung zu suchen. Die Kleinen leiden und damit die Eltern. Sie sind hilflos und verzweifelt auf der Suche nach Abhilfe. Neurodermitis, oder auch atopisches Ekzem, kommt gerade bei Babys und Kleinkindern besonders häufig vor. In Deutschland ist jedes vierte Kind betroffen. Von allen Patienten der chronisch-entzündlichen Hautkranheit sind 90% Babys und Kinder. Bei 60% davon zeigt sie sich bereits im ersten Lebensjahr. Logisch, denn das Immunsystem ist noch nicht voll ausgereift und schlägt gerne einmal Kapriolen. Gleichzeitig ist dieser Fakt besonders schmerzhaft, da wir gerade die Kleinsten am liebsten schützen wollen. Was sind mögliche Ursachen, wie können Sie vorbeugen und wie behandeln? Wir besprechen diese Fragen im folgenden Blogtext.
Ist atopisches Ekzem erblich?
Ursachen von atopischem Ekzem oder Neurodermitis sind nicht eindeutig bestimmt aber es gibt durchaus stichhaltiger Annahmen. Leidet ein Elternteil unter atopischem Ekzem, Heuschnupfen oder allergischem Asthma, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung des Kindes zwischen 30% und 40%. Sind beide Elternteile betroffen, steigt diese Wahrscheinlichkeit auf über 60%. Dieser erbliche Faktor spricht für eine genetische Veranlagung. Die Gene sind derart verändert, dass nicht genug des Eiweißes Filaggrin produziert wird. Dieses ist jedoch nötig, um die Oberhaut aufzubauen. In Folge sind die Hautfette anders zusammengesetzt. Die Haut kann Feuchtigkeit weniger gut binden und die Hautbarriere ist gestört. Reizstoffe und Keime können in die Haut gelangen und es kommt zur Entzündung und dem berüchtigten Juckreiz.
Zu viel Hygiene?
Eine weiter Annahme thematisiert die fortgeschrittene Hygiene in den Industrienationen. Wir kommen weniger in Kontakt mit natürlichen Reizstoffen, wodurch das Immunsystem schließlich unnötig stark auf kleine Reize reagiert. Auch häufiges und gründliches Waschen kann möglicherweise die Hautbarriere antasten. Besonders Babys sind hier empfindlich. Ihre Hautflora un auch das Immunsystem sind noch nicht vollständig aufgebaut.
Was löst einen Neurodermitis-Schub aus?
Einen Auslöser für den störenden Schub juckender und entzündeter Hautstellen auszumachen, ist wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dennoch gibt es eine Reihe von verbreiteten Reizreaktionen auf bestimmte Stoffe und Umstände.
Allergie
Häufig löst eine allergische Reaktion das Aufflammen der Symptome aus. Das Allergen ausfindig zu machen, ist durchaus eine Herausforderung. Das sind etwa Duft- und Farbstoffe oder Konservierungsmittel. Sie kommen vor in Textilien, Waschmitteln, Hautpflegeprodukten und auch Lebensmitteln. Auch Lebensmittelallergien , etwa auf Kuhmilch, Nüsse, Hühnereiweiß, Soja oder Gluten, können Ekzeme auslösen. Tierhaare können allergen wirken und auch Tabakrauch reizt. Ein weiterer Grund, weshalb eine rauchfreie Umgebung für Babys und Kinder so wichtig ist.
Textilien auf der Haut
Reizstoffe können bestimmte Stoffe auf der Haut sein. Dazu gehören etwa Wolle oder Polyester. Sie reiben stark oder lassen die Haut nicht atmen, was den Juckreiz zudem verstärkt.
Immunsystem
Infekte schwächen das Immunsystem, weshalb sie Ekzeme aufflammen lassen können. Hier spielt auch die Ernährung eine Rolle, die das Immunsystem durch wichtige Nährstoffe und Vitamine stabilisiert. Eine schwache Darmflora hat ebenfalls Auswirkungen auf die Haut. Bei Babys spielt natürlich auch das Zahnen eine große Rolle.
Umwelt
Das Klima hat Einfluss auf die Haut: im Winter trocknet die Heizungsluft und kalter Wind die sensible Haut noch mehr aus und im Sommer kann Schwitzen den Juckreiz verstärken. Luftverschmutzung ist ebenfalls ein Umweltfaktor, der die Haut belastet.
Stress
Neurodermitis, der lange Zeit gängige Begriff für atopisches Ekzem, verdankt ihren Namen ursprünglich der Annahme, dass Stress und Belastung einen Schub auslösen können. Die psychische Dimension darf also nicht außer Acht gelassen werden.
Kratzen
Letztlich rundet Kratzen den Teufelskreis ab, denn es verschlimmert das Ekzem und führt so zu neuen Schüben. In die offenen Stellen können Keime gelangen, so dass neue Entzündungen vorprogrammiert sind.
Bei der Vielzahl an möglichen Ursachen, fällt der Überblick schwer. Es kann hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen. Was haben Sie Ihrem Kind zu Essen gegeben, wie war das Wetter, was hatte es an, wie war die Stimmung und natürlich wie sieht die Haut aus. Hiermit und mit einem guten Bauchgefühl kommen Sie ein ganzes Stück weiter.
Wie können Sie Beschwerden vorbeugen?
Unterlassen Sie auf jeden Fall das Rauchen! Das empfiehlt sich sowieso, aber bei Ekzem umso mehr. Wenn Sie und/oder Ihr Partner/in unter atopischem Ekzem, Heuschnupfen oder allergischem Asthma leiden, können Sie für die Haut Ihres Babys vorsorgen, indem Sie mindestens in den ersten vier Monaten voll stillen. Achten Sie in der Stillzeit auf eine ausgewogene Ernährung, die auch Fisch umfasst. Sollte das Stillen nicht möglich sein oder Sie sich dagegen entscheiden, können Sie auch hypoallergene Säuglingsnahrung (HA gekennzeichnet) verwenden. Die Gabe von Probiotika ist hilfreich, da eine gesunde Darmflora auch die Haut gesund hält. Auch Vitamin D spielt eine wichtige Rolle beim Vorbeugen von Ekzemen, da es das Immunsystem stabilisiert. Ab dem vierten Monat kann dann Beikost gegeben werden. Achten Sie auf biologische Ernährung und auf viel Obst und Gemüse. Meiden Sie Gluten und Kuhmilchprodukte. Beobachten Sie die Reaktion Ihres Kindes gut. Ein Tagebuch ist hier hilfreich, um eine Unverträglichkeit schnell aufspüren zu können.
Wie können Sie Neurodermitis lindern?
Üblich ist bei der Behandlung von atopischem Ekzem die Verschreibung einer Cortisonsalbe. Sie lässt die Entzündung abheilen und lindert schnell . Langfristig können Sie aber auch selbst einiges unternehmen, um Ihrem Kind zu helfen und die Beschwerden durch das Ekzem zu lindern.
Kleidung
Achten Sie auf die Kleidung Ihres Kindes. Verwenden Sie natürliche Stoffe, die die Haut gut atmen lassen. Dazu gehören, Baumwolle, Viskose, Seide und Leinen. Weiße oder helle Kleidung eignet sich gut. Sie reflektiert im Sommer das Licht und bleibt so kühler und sie hat wenige bis keine Farbstoffe, die die Haut reizen könnten. Ziehen Sie Ihr Baby nicht zu warm an und halten Sie auch das Schlafzimmer gut durchlüftet. Stauwärme verschlimmert den Juckreiz nämlich noch.
Hautpflege
Cremen Sie die Haut gut ein, besonders im Winter. Da die Hautbarriere bei Neurodermitis gestört ist, braucht sie extra Schutz von außen. Babyhaut mit atopischem Ekzem ist sehr trocken, benötigt also fette Salben. Akute Entzündungen sollten dagegen eher mit Cremes auf Wasserbasis behandelt werden. Sind diese abgeklungen, dürfen sie wieder fettreicher werden. Häufig wird im Zusammenhang mit Ekzem von Urea oder Harnstoff gesprochen. dieser wirkt auch gut, jedoch kann er zu unangenehm brennender Haut führen. Bei Säuglingen also Urea vermeiden und bei Kindern vorsichtig ausprobieren. Achten Sie bei Hautpflegeprodukten auf einen niedrigen pH-Wert. Weiter günstige Inhaltsstoffe sind pflanzliches Glycerin, Ceramide, Phosphatidylcholin, D-Panthenol und pflanzliche Öle wie Nachtkerzenöl und Borretsch-Öl. Vermeiden Sie Konservierungsstoffe, Duft- und Farbstoffe, Emulgatoren, Paraffine und Vaseline. Baden Sie Ihr Kind nicht zu häufig und nicht zu warm. Verwenden Sie klares Wasser oder geben Sie einen rückfettenden Zusatz ins Badewasser. Kamille heilt außerdem Entzündungen ab. Auch Wickel oder Bäder mit schwarzem Tee (natürlich abgekühlt) lindern den Juckreiz und schaffen so Abhilfe.
Liebe
Bedenkt man die psychische Ebene bei der Behandlung, können Sie auf eine möglichst stressfreie Umgebung achten, in der Ihr Kind sich gut entfalten kann. Spielen in der Natur und ganz besonders viel Liebe und Nähe sind häufig die beste Medizin!